Baden-Württemberg
Wirtshaus Garbe kommt gut an
Stuttgarter Gastro-Allrounder Robert Ruthenberg punktet bei Jung und Alt mit regionalen Spezialitäten aus: AHGZ-Druckausgabe Nr. 2012/36 vom 1. September 2012
von Christoph Aichele
STUTTGART/Plieningen. Die simple Holunderschorle heißt hier „Holunderwunderschorle“, der gemischte Salat wird von Filets „vom glücklichen Göckele“ in Bio-Qualität getoppt
: Zwei Jahre nach der Neueröffnung der Garbe im Stuttgarter Stadtteil Plieningen zieht Inhaber Robert Ruthenberg ein durchweg positives Fazit. „Es läuft ausgesprochen gut“, berichtet der Gastronom.
Kurz vor dem Beginn der Fußball-WM 2010 hatte Ruthenberg, der in Ulm, Nürtingen und Kirchheim/Teck weitere Lokale besitzt, das 1781 gebaute Haus gekauft und aufwändig renoviert. Einen Betrag will der 42-Jährige, der im Oberstdorfer Hotel Filser seine Hofa-Lehre absolvierte, auch heute nicht nennen. Doch es war schon „ein siebenstelliger Betrag“, so Ruthenberg.
Auch Holz muss nicht rustikal sein!
Der Gastraum mit zwei Nebenzimmern wurde mit viel Holz angenehm nüchtern ausgestattet. Barock-rustikale Optik sucht man vergebens. Ähnlich ist das in den 14 Gästezimmern, die schon wegen der nahen Landesmesse und der Universität Hohenheim gut gebucht seien.
Aufgrund des Standorts ist auch der Biergarten mit etwa 350 Plätzen stark frequentiert. Die Gäste sitzen hier auf Bänken unter Kastanien, flankiert von einer mannshohen Bruchsteinmauer. Getränke holt man sich selbst, während das Essen klassisch serviert wird. Womit ein zweiter Erfolgsfaktor der Garbe ins Spiel kommt. Denn Küche und Karte des von Mitinhaber und Geschäftsführer Kersten Richter geführten Lokals verraten Können und Cleverness, machen Appetit auf die bodenständige Küche mit netten Extras.
Es gibt Klassiker wie Kalbsbäckle oder Rindsrouladen (je 15,90 Euro), Rostbraten (ab 17,90 Euro) oder Saure Leber (13,90 Euro). Ein Renner sind die frisch gebackenen Dinnete, schwäbische Flammkuchen, die in verschiedenen Varianten serviert werden (ab 7,90 Euro) und ob ihrer Größe jeden Hunger stillen. Stolz ist Ruthenberg auf seine Aufschnittmaschinen der legendären Marke Berkel. Bei der Schinkenplatte kommen sie zum Einsatz – ein Ritual, das sich im Lokal gut macht. Frische Küche ohne Convenience, dafür aber mit regionalen Zutaten liegt Ruthenberg und Kersten Richter am Herzen.
Auch Bio hat seinen Platz, soll künftig eine noch wichtigere Rolle spielen. „Unser Apfelsaft wird zum Beispiel aus Plieninger Obst hergestellt“, sagt Ruthenberg, „und der Salat kommt vom Keltenhof in Filderstadt“. Das naturtrübe Bier bezieht die Garbe von der Kaiser-Kellerei in Geislingen, Weine bevorzugt aus Württemberg und Baden. Lediglich Paulaner ist als Großbrauerei vertreten.
Beim Garbe-Publikum gibt es einen Mix durch alle Altersschichten. Senioren sind ebenso zu Gast, wie Studenten oder Familien mit Kindern. Sie alle fühlen sich angesprochen. Woran das Personal, 18 Festangestellte und etwa 25 Aushilfen, großen Anteil hat. Der Umgangston ist nett und locker, aber trotzdem professionell. „Kersten Richter schafft es einfach, unsere Mitarbeiter stets aufs Neue zu motivieren, ihnen den Spaß am Job und am Lokal zu vermitteln“, sagt Ruthenberg, dessen Vater einst Professor in Hohenheim war. Eine stimmige Einschätzung: Erst kürzlich hat sich ein Kellner das Garbe-Logo als Tattoo stechen lassen.
Christoph Aichele